500. Todestag von Andrea Mantegna – Altar
von St. Zeno in Verona
Mit
einem Block und drei Einzelmarken ehrt die
Post des Vatikans den Renaissance-Maler
Andrea Mantegna, der vor 500 Jahren, am
13. September 1506, verstorben ist.
Mantegna wurde 1430 oder 1431 in einem Ort
der Provinz Padua geboren; mit etwa 10
Jahren kam er nach Padua, wo er in die
Werkstatt von Francesco Squarcione
eintrat. Zu der Zeit arbeiteten in Padua
Künstler wie Paolo Uccello, Filippo Lippi
und Donatello, die der Stadt ein reiches
kulturelles Umfeld bescherten.
Squarcione
leitete in Padua eine florierende
Werkstatt und adoptierte gewöhnlich seine
Schüler, wie auch Mantegna, der später
große Schwierigkeiten hatte, sich aus
dieser Abhängigkeit zu lösen. Von den oben
genannten Künstlern übte vor allem
Donatello, der fast fünfzig Jahre älter
als Mantegna war, einen starken Einfluss
auf den jungen Maler aus. Donatello
arbeitete in Padua am Hauptaltar von
Sant’Antonio und der berühmten
Reiterstatue des Gattamelata. Neben den
Florentiner Künstlern war auch Piero della
Francesca für die Entwicklung Mantegnas
von großer Bedeutung. Mantegna, dem
Giovanni Santi, der Vater Raffaels, den
ersten Rang unter den alten und damals
modernen Künstlern zuerkannte, gilt als
der berühmteste monumentale Maler nach der
Generation von Masaccio und Piero della
Francesca. Auf gleicher Stufe stand etwa
der Venezianer Giovanni Bellini, zugleich
auch der Schwager Mantegnas.
Andrea Mantegna eignete sich in kürzester
Zeit die Neuerungen der damaligen Malerei
an, wie zum Beispiel die
Zentralperspektive und die Strukturierung
der malerischen Fläche durch eine
kontrollierte Ordnung. Diese und die
Anlage der Figuren, seine kantige
Zeichnung und die Vermeidung von
Nebensächlichem bestimmen seinen
persönlichen Stil.
Das von der Vatikan-Post für den Block und
die Marken ausgewählte Werk Mantegnas, das
Triptychon des Hochaltars für San Zeno in
Verona, entstanden zwischen 1456 und 1460,
gilt als eine seiner größten Arbeiten und
auch als einer der schönsten Altäre dieser
Zeit. Er nimmt im Hochchor einen
herausragenden Platz ein; um ihn besser
ins Licht zu rücken, wurde eigens ein
Fenster in die Wand der romanischen
Basilika gebrochen.
Das gesamte 480 x 450 cm große Werk
besteht aus einem zu großen Teilen
vergoldeten Holzrahmen, dessen Säulen den
Bildraum des Hauptbildes in drei Teile
gliedern; hinzu kommen drei Bilder der
Predella, deren Figuren erheblich kleiner
ausgeführt sind als die des Hauptbildes.
Dieses zeigt in einem perspektivisch
gestalteten monumentalen Innenraum die
thronende Madonna mit dem Jesuskind. Zu
beiden Seiten des Throns und vor ihm
treten singende und musizierende Putti
auf. Auf dem vom Betrachter aus gesehenen
linken Bildteil, also rechts von der
Madonna, stehen die Apostel Petrus mit dem
Schlüssel und Paulus mit Buch und Schwert,
sodann Johannes Evangelist und St. Zeno,
der Kirchenpatron. Gegenüber, auf der
rechten Seite nächst Maria der hl.
Benedikt, dann St. Laurentius,
gekennzeichnet durch den Rost und die
Palme des Martyrers, weiterhin Gregor der
Große und Johannes der Täufer. Sieht man
von Petrus und Paulus, die gewissermaßen
eine Gruppe bilden, ab, so führt jede
Heiligengestalt ihr Eigenleben, wenig
Notiz nehmend von den anderen und der
Gottesmutter mit dem Kind.
Die ca. 70 x 90 cm großen Predellenbilder
zeigen von links Christus am Ölberg, die
Kreuzigung und die Auferstehung. Im
Gegensatz zum Innenraum-Hintergrund des
Hauptbilds zeigt sich Mantegna hier als
Maler minutiös ausgeführter Landschaften
nach Art der Niederländer, vielleicht
beeinflusst von van Eyck und seinen
Zeitgenossen. Hinzu kommt eine stärker
gefühlsbetonte Ausführung der Personen,
insbesondere auf dem Kreuzigungsbild, das
Mantegnas außergewöhnliches Können belegt:
auf der einen Seite die trauernden Frauen
mit schmerzverzerrten Gesichtern, auf der
anderen Seite die sich unterhaltenden oder
um Jesu Gewand würfelnden römischen
Soldaten.
Zur Geschichte des Altars sei noch
bemerkt, dass er 1797 nach Frankreich
verschleppt wurde und erst nach dem Ende
des Kaiserreichs Napoleons 1815 wieder an
seinen ursprünglichen Ort zurückkam. In
Frankreich blieben aber die Gemälde der
Predella, die Außentafeln in Tours und die
Kreuzigungstafel im Louvre. Die heutigen
Tafeln der Predella in Verona sind Kopien,
die von Paolino Caliari gemalt wurden.
Der Block des Vatikans zeigt den Altar in
vollem Umfang, während die drei
Einzelmarken die Madonna, die Apostel
Petrus und Paulus und die heiligen Gregor
und Johannes den Täufer abbilden.
GJT
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